Ginge es wirklich um die Bahn, hätte die Kanzlerin die Sache anders angehen müssen. Die Bahn läuft nicht, und um dies politisch zu verändern, schickt die Kanzlerin einen ihrer besten Leute ins Bundesunternehmen – das wäre eine Botschaft. Hat sie aber nicht und bei ihrer gewohnten Konsequenz in Personalfragen hätte sie sicher nicht hinter dem Berg gehalten, wenn der Wechsel ihre Idee und politisch motiviert wäre. So ist der fatale Eindruck entstanden, dass es wie bei von Klaeden um eine teure personelle Entsorgung geht, mit dem Unterschied, dass letzterer wirklich in ein privatwirtschaftliches Unternehmen ging. Mögen auch manche spekulieren, er sei der Preis, den Dieter Zetsche dafür zahlen musste, dass er den Klotz der EADS-Anteile vom Daimler-Bein wegbekam.
Bei Pofalla aber von einem “Wechsel in die Wirtschaft” zu sprechen, grenzt jedoch beim Staatskonzern Bahn an Aberwitz. Vielen ist doch längst klar geworden, dass eine Bahn, die funktionieren soll, nicht nach den Profitinteressen der Börse geführt werden kann. Sollte es von der Politik aus einen Strategiewechsel in diesem Sinne gegeben haben, den Pofalla durchsetzen soll, wäre die Personalie ein Mißtrauensvotum gegen Bahnchef Grube, der gut arbeitet und es geschafft hat, den Flurschaden seines Vorgängers Mehdorn langsam vergessen zu lassen. Ein Staatskonzern braucht auch keinen “Lobbyisten”, der die Interessen der Bahn gegenüber der Politik durchsetzt. Das käme institutiunalisiertem Wedeln des Schwanzes mit dem Hund gleich.
Pofalla scheint diesen Wechsel selbst vorbereitet zu haben, sonst ließe ihn die Kanzlerin nicht so im Regen stehen, wie sie es tut. Und damit wird es schlichte Selbstbedienung der Politik und die Schaffung eines Versorgungspostens auf Kosten der Bahnkunden und der Beschäftigten.